Hochsensibel

Leben mit Hochsensibilität

Sie nehmen Geräusche, Farben, Gerüche, emotionale Empfindungen und anderes stärker wahr als andere. Hochsensible oder hypersensitive Menschen sind besonders feinfühlig. Sie nehmen mehr Sinnesreize intensiver und detaillierter wahr als Normalsensible. Sie nehmen zwischenmenschliches Beziehungsgeschehen und auch das eigene Gefühlsleben differenzierter wahr und gelten meist als besonders empathisch. Hochsensible haben oft das Gefühl irgendwie anders zu sein. Hochsensibilität verstehen hilft dabei zu verstehen, was wirklich los ist.

Geschenk oder Bürde?

Manchmal führt dieses „mehr“ an Wahrnehmung zu einer regelrechten  Reizüberflutung. Manchmal können Normalsensible Menschen nicht nachvollziehen, was und wie viel hochsensible Menschen wahrnehmen. Stress durch Reizüberflutung, Ausgrenzung, sich missverstanden fühlen, Rückzug oder das ständige Gefühl anders zu sein als alle anderen macht diese Wahrnehmungsbegabung oft auch zu einer Bürde.

Zwischen 15 und 20% der Bevölkerung ist hochsensibel

Mehr als ein Sechstel der Menschen haben diese besondere Begabung. Die Wissenschaftler streiten noch, ob Hochsensibilität ein konkretes Persönlichkeitsmerkmal oder einfach eine Kombination bestimmter Eigenschaften ist. Auf was es ankommt, ist, wie Sie sich fühlen, ob Sie den Verdacht haben sehr sensibel zu sein und was das für Ihr Leben bedeutet.

Wenn Hochsensibilität das Leben schwer macht

Wenn Sie das Gefühl haben, dass Ihr Leben aufgrund ihrer Feinfühligkeit eingeschränkt ist, dass sie entgegen Ihrer Veranlagung leben oder auf andere Weise Leidensdruck verspüren, dann ist es vielleicht Zeit etwas zu unternehmen. Im Rahmen einer Beratung oder (oder bei psychischem Leidensdruck einer Therapie) finden wir gemeinsam heraus, ob eine erhöhte Feinfühligkeit Auslöser Ihrer Herausforderungen ist. Kontakt

Stress reduzieren und seelische Widerstandskraft stärken

Ich unterstütze Sie dabei, Ihre Hochsensibilität als Teil der eigenen Persönlichkeit anzunehmen, die psychische Widerstandskraft zu stärken und Wege zu finden um Reizüberflutung und seelischen Stress zu mindern. Häufig gelingt es, gemeinsam Möglichkeiten zu finden, die eigene Wahrnehmungsbegabung zu nutzen, um ein leichteres und vielleicht noch erfüllteres Leben zu führen. Kontakt

Natur, Landschaft und Garten als Helfer bei Hochsensibilität

Reiz arme Erholungspausen können Sie eigenständig in Ihren Leben einbauen. Heute gibt es viele Hinweise, dass Naturaufenthalte zur Stressreduktion beitragen. Ein Spaziergang im Park oder Wald bietet reiz arme Erholung. Gartenarbeit kann bestimmte Personen besser entspannen als zum Beispiel autogenes Training. Die integrative naturgestützte Therapie oder speziell Gartentherapie nutzt die Wirkung von Pflanzen und Natur in Kombination mit klassischen psychotherapeutischen Methoden. MEHR ERFAHREN.

Kein hochsensibler Mensch ist wie der andere

Gemeinsam ist hochsensiblen Menschen die Wahrnehmungsbegabung. Wie der Einzelne aber mit seiner Begabung umgeht, wie er sie auslebt oder vielleicht auch verdrängt ist höchst unterschiedlich. Wo der eine zum Beispiel introvertiert durch Rückzug Schutz vor der Masse der äußeren Reize sucht, nutzt der andere laute Gefühlsäußerungen und lebhafte Verhaltensweisen als eine Art Ventil um sich bei Überreizung Luft zu verschaffen. Es gibt ihn nicht „DEN“ hochsensiblen Menschen.

Hochsensibilität ist keine Krankheit

Soviel steht nach heutigem Stand der Wissenschaft fest: Hochsensitivität ist keine Krankheit. Vielmehr handelt es sich um eine Veranlagung. Dafür spricht, dass der Anteil der hochsensiblen Bevölkerung überall bei 15-20% zu liegen scheint. Nur ein kleiner Teil der hochsensiblen Menschen könnte seine Empfindsamkeit eventuell auch durch einschneidende, vielleicht traumatische Erlebnisse erworben haben.

Hochsensibilität als Risikofaktor für psychische Leiden?

Diskutiert wird, ob Hochsensibilität ein Risikofaktor für psychische Leiden ist. So führt ständige Reizüberflutung oft zu Dauerstress. Dauerstress könnte zu Burnout und schließlich zu depressiven Verstimmungen führen. Wissenschaftliche Belege gibt es dafür noch nicht. Aber auch wenn dies vorstellbar ist, wäre auch dann nicht die Hochsensibilität selbst krankheitsauslösend sondern vielmehr die Art, wie wir mit Ihr umgehen, wie sie ausgelebt wird oder werden darf.

Kinder sind feinfühliger

Kinder reagieren allgemein Reizen gegenüber viel empfindlicher als Erwachsene. Trotzreaktionen, lautes Schreien oder „Aufdrehen“ aber auch ganz ruhig werden und sich zurückziehen sind Reaktionen, die Eltern bei Ihren Kindern beobachten, wenn die Eindrücke an einem Tag zu viel geworden sind. Das ist normal. In bestimmten Entwicklungsphasen kommen diese Verhaltensweisen dabei deutlich häufiger vor als in anderen.

Hochsensibilität bei Kindern

Manchen Eltern fällt jedoch auf, dass Ihr Kind sensibler auf Reize reagiert als andere Kinder im selben Alter. Die normalen Reaktionen auf Überreizung treten häufiger oder stärker auf. Ob eher „Rückzug“ oder „Aufdrehen“ kann ganz verschieden sein und wird vom Charakter des Kindes und von elterlichen Reaktionen und vorgelebtem Verhalten beeinflusst.

Selbstschutzmechanismen

Säuglinge stehen den auf Sie einstürmenden Reizen nahezu wehrlos gegenüber. Im Laufe der Entwicklung steigt die Reizschwelle. „Laut“ wird zum Beispiel erst aber einer höheren Lautstärke als „ZU laut“ empfunden. Das gleiche gilt für das Temperatur-, Licht-, Schmerzempfindlichkeit und  auch für die vielen Eindrücke, die entstehen wenn viele Menschen zusammen kommen. Auch hochsensible Kinder entwickeln eine höhere Reizschwelle. Aber eben auf viel niedrigerem Ausgangsniveau. Hochsensible Kinder sind auch als Erwachsene hochsensibel.

Hochsensible Erwachsene waren einmal hochsensible Kinder

Je besser Hochsensible in Kindheit und im Erwachsen- gelernt haben, einer Überreizung vorzubeugen oder eine vorhandene Überreizung kanalisiert abzuleiten desto besser können Sie mit ihrem besonderen Talent leben. Manche Menschen gehen zum Beispiel joggen oder Radfahren um sich „Luft zu machen“, wenn Sie einem individuellen „Zuviel“ an  Reizen ausgesetzt waren.

Hochsensibilität annehmen

Mit die wichtigste Voraussetzung dafür, als hochsensibler Mensch ein gutes und vielleicht sogar besonders erfülltes Leben führen zu können ist, selbst anzunehmen, hochsensibel zu sein. Das ist nicht immer leicht. Wer im Zuge des Erwachsenwerdens lernt, seine Empfindungen seien nicht richtig, lernt oft, diese zu verstecken oder zu verleugnen bis hin zur Verdrängung.

Was können Eltern von hochsensiblen Kindern tun?

  • Akzeptieren Sie, dass Ihr Kind hochsensibel ist. Im Durchschnitt sind weitere 1-4 Kinder in der Kita Gruppe oder Schulklasse Ihres Kindes ebenfalls hochsensibel
  • Anerkennen Sie diese besondere Wahrnehmungsbegabung Ihres Kindes
  • Schützen Sie Ihr Kind in ausreichendem Maße vor Überreizung.
  • Unterstützen Sie Ihr Kind dabei zu lernen, wie es sich auf gute Art vor Überreizung schützen kann
  • Versuchen Sie Reaktionen auf Überreizung als solche zu erkennen und einzuordnen. Vermeiden Sie wenn möglich Bestrafungen. Sie können dabei Ihrer Intuition vertrauen. Sie werden aller meistens erkennen, ob es sich um eine Überreizung oder zum Beispiel das Austesten von Grenzen handelt.
  • Geben Sie dem Kind entsprechend seiner individuellen Veranlagung Möglichkeiten Überreizung auf sinnvolle Weise abzureagieren
  • Gehen Sie mit Ihrem Kind raus in die Natur.
  • Finden und schaffen Sie Gelegenheiten, in dem das Kind die Möglichkeit hat, seine Wahrnehmungsbegabung positiv zu erleben
  • Reden Sie mit anderen Eltern hochsensibler Kinder – sie sind sicher nicht alleine

Was Sie als Eltern eines hochsensiblen Kindes zu vermeiden versuchen sollten:

Sagen Sie Ihrem hochsensiblen Kind nicht, es sei zu empfindlich. Reden Sie bitte auch nicht in seinem Beisein mit anderen darüber, dass es übersensibel sei. – Kinder verstehen dies früher als wir meist glauben wollen. Auch wenn Ihnen das schon mal rausgerutscht ist- versuchen Sie einfach, es in Zukunft zu vermeiden. Das wichtigste ist, dass sich Ihr Kind so geliebt und angenommen fühlt wie es ist. Das gilt für hochsensible ebenso wie für normalsensible Kinder.

Wenn Sie Unterstützung benötigen

Vielleicht sind Sie selbst hochsensibel oder Sie haben ein hochsensibles Kind. Vielleicht trifft beides zu? Sie haben das Gefühl, Sie könnten Unterstützung brauchen? Ich bin gerne für Sie da. Im Rahmen einer Therapie, Beratung oder Familienberatung finden wir gemeinsam Lösungen. Kontaktieren Sie mich einfach.

Herzlich, Ihre

Simone Schaab

Parallelen zu Hochbegabung und AD(H)S

Hochsensibilität weist einige Parallelen zu Hochbegabung und zu der häufig diagnostizierten Aufmerksamkeitsdefizitstörung – mit oder ohne Hyperaktivität – auf. Das verwundert nicht weiter, wer viel wahrnimmt hat gute Voraussetzungen dafür besonders kreative Lösungen zu finden. Und wer besonders vielen Reizen ausgesetzt ist – oder besser gesagt besonders viele Eindrücke wahrnimmt, kann schnell überreizt sein. Ein überreiztes Gehirn kann sich schlecht konzentrieren. Wer überreizt ist, reagiert als Ventilfunktion vielleicht mit übermäßiger Aktivität oder zieht sich zum Selbstschutz in sich zurück. Ganz ähnlich wie bei AD(H)S.

AD(H)S oder doch eher hochsensibel?

AD(H)S und Hochsensibilität sind nicht das Selbe. Wenn jemand im Trubel große Konzentrationsschwierigkeiten hat und in diesem Zuge laut und mit übermäßiger Aktivität reagiert, sich aber in einem reizarmen Umfeld sehr gut konzentriert, könnte allerdings durchaus eher hochsensibel als ein AD(H)S Patient sein.

Sind alle Hochsensiblen auch hochbegabt?

Nein, auch diese beiden Begriffe sind nicht synonym. Es gibt nach heutigem Wissenstand hochsensible Hochbegabte und normalsensible Hochbegabte und es gibt Hochsensible, die nicht hochbegabt sind. Auch mit dem Etikett hochbegabt gilt es umsichtig und verantwortungsbewusst umzugehen. Das Verständnis für diesen Zusammenhang hilft aber oft, die Bedürfnisse hochbegabter oder hochsensibler Menschen besser zu verstehen.