Der grundlegendste Aspekt der Systemik ist, dass sie den Menschen immer als Teil eines oder mehrerer Systeme begreift. Das erste System, dem wir angehören, ist das, in das wir hineingeboren werden. Unsere Familie. Von diesem Moment steht alles was wir tun in Verbindung zu den anderen Familienmitgliedern. Im Laufe des Lebens gehören wir einer ganzen Reihe von Systemen an: der Kindergartengruppe, der Schulklasse, einem Verein. Auch die Mitarbeiter eines Unternehmens oder einer Abteilung bilden ein System. Alle Systeme haben gemeinsam, dass alle Mitglieder zueinander in Beziehung stehen.
Seinen Ursprung hat die Systemik in der Familientherapie. Virginia Satyr gilt aufgrund ihrer Arbeit mit Familienskulpuren in den 1950ern als „Mutter“ der systemischen Familientherapie. Die systemische Therapie ist seit 2008 als wissenschaftliches Psychotherapieverfahren anerkannt. Sie gehört jedoch (noch) nicht zu den von den Kassen erstatteten Richtlinienverfahren.
Wie ein Mobile
Das komplexe Netzwerk von Beziehungen zwischen den Mitgliedern innerhalb eines Systems lässt sich gut mit einem Mobile vergleichen. Es befindet sich in einem Zustand der Balance. Verändert ein Teil des Mobiles seine Position bewegt sich das gesamte Mobile bis es eine neue Balance gefunden hat.
Genau diesen komplexen Zusammenhängen zollt die Systemik Respekt. Sie sieht den Menschen immer als Teil eines komplexen Beziehungsgeflechts, in denen sich Menschen wechselsitig beeinflussen. In dem Sie auch Rollen einnehmen oder einander zuweisen. Nichts kann getan werden ohne andere und damit wechselseitig wieder sich selbst zu beeinflussen. Innerhalb dieses Netzwerkes können Verflechtungen vorhanden sein, unter denen eines oder mehrere Mitglieder leiden. Vielleicht auch das gesamte System. Ursache und Wirkung sind nicht mehr trennbar.
Jeder hat Recht und keiner ist schuldig
Innerhalb eines Systems hat jedes Mitglied seine (guten) Gründe sich so zu verhalten, wie es das tut. Keiner hat Schuld sondern reagiert nur auf Gegebenheiten.
Die systemische Vorgehensweise ermöglicht alltagstaugliche Veränderung
Systemische Beratung würdigt die Eigendynamik von Systemen. Im Rahmen einer systemischen Beratung liegt zwischen 2 Sitzungen mindestens eine Zeitspanne von 1-2 Wochen. Das in der Stunde Geklärte wirkt nach und entwickelt eine Dynamik. Die Mitglieder des Systems arbeiten mit den angestoßenen Veränderungen. Die Nützlichkeit gefundener Lösungen kann im Alltag geprüft werden. Manches wird beibehalten, anderes verworfen oder nachjustiert. Auf pragmatische Weise wird im Laufe der Beratung oder Therapie schließlich alltagstaugliche Veränderung etabliert.
Arbeit mit dem Familienbrett oder Systemisches Strukturbrett
Das Familien- oder Systembrett ermöglicht eine der hilfreichsten Vorgehensweisen in der Systemik. Auf dem Systembrett werden die für eine bestimmte Fragestellung ausschlaggebenden Mitglieder eines Systems zueinander in Beziehung (auf)gestellt. Dadurch kann der Fragende die Situation von außen und aus verschiedenen Blickrichtungen wahrnehmen. Allein dieser Schritt hilft schon bei der Klärung komplexer und manchmal ausweglos erscheinender Situationen. In einem weiteren Schritt, der manchmal erst in einer späteren Sitzung erfolgt, können Lösungsansätze gefunden werden.
Das Systembrett kann bei psychotherapeutischen und beratenden Fragestellungen gewinnbringend eingesetzt werden. Typische Anwendungsbereiche sind Einzeltherapie, systemische Familienberatung, Coaching und Businesscoaching