Integrative Naturtherapie

Naturgestützte Therapie und Beratung 

Naturdefizit Störung nennt man in den USA das Zusammenspiel fehlenden Erlebens natürlicher Rhythmen und Einflüsse und die aus dieser Entfremdung entstehenden Folgen. Natur kann auf vielfältige Art wohltuend auf unsere Seele wirken. Integrative Natur(psycho)therapie und naturgestützte Beratung nutzt diese Wirkung und kombiniert Sie mit klassischen Konzepten aus Therapie und Beratung. Zu den Naturtherapien gehören unter anderem Waldtherapie, tiergestützte Therapie, Garten- und Landschaftstherapie. In meiner Praxis arbeite ich mit wald-, landschafts- und gartentherapeutischen Methoden. Im Rahmen der integrativen Gartentherapie arbeite ich mit Menschen in deren eigenem Garten.

Ein Zuviel oder Zuwenig an Eindrücken (Sinnesreizen) macht uns krank

Menschen spüren mit allen Sinnen. Fehlt uns dauerhaft die Möglichkeit, werden unsere Sinne unterfordert, dann kann uns das krank machen. Genauso stresst Überreizung eines oder mehrerer Sinne und macht uns krank. Natur wirkt beruhigend und anregend gleichermaßen. Unsere Sinne sind genau für das Ausmaß an Stimulierung ausgelegt, die die Natur uns bietet. Integrative Naturtherapie nutzt diese wohltuende Wirkung auf unsere Psyche..

Wir haben uns in Millionen Jahren an das Leben in freier Natur angepasst

In etwa 7 Millionen Jahren Menschheitsgeschichte (hominine) hat sich jede Zelle unseres Körpers und unser gesamter Organismus an das Leben in der Natur angepasst. Vor 7500 Jahren hat der erste Homo sapiens mit Ackerbau und Viehzucht begonnen und erst seit 150 Jahren sind wir vom Feld ins Büro gezogen und fahren mit dem Auto statt zu Fuß zu gehen. Ein Wimpernschlag gemessen an der Zeitspanne von Evolution und Anpassung. Die Beziehung zur Natur ist uns angeboren. Unsere innere Uhr ist auf einen Abgleich mit den natürlichen Rhythmen unserer Umwelt angewiesen. Unsere Sinne sind darauf ausgerichtet die feinen Signale der Natur wahrzunehmen und zu verarbeiten.

Integrative Naturtherapie kombiniert naturbezogene Methoden mit bewährten psychotherapeutischen Verfahren

Naturtherapie nutzt Naturnähe zum Beispiel in Form von Achtsamkeitstraining in der Natur oder bei Tätigkeiten im Freien z.B. in der Gartentherapie. Entspannungsverfahren in Kombination mit Naturklängen und Düften, Kreative Arbeit mit natürlichen Materialien, Imaginationsverfahren und Fantasiereisen sind auch in Innenräumen möglich.. Die rein rezeptive (empfangende) Wirkung der Natur nutzen wir zum Beispiel bei Gesprächen beim Spazierengehen oder systemischen Strukturaufstellungen im Garten.

Selbsthilfe: Schon 20 Minuten in der Natur können akuten Stress oft abbauen

Ich mache die Erfahrung, dass bereits ein 20minütiger Aufenthalt in der Natur akuten Stress abbauen und den Kopf freimachen kann. Noch leichter funktioniert das begleitet von einer naturnahen Tätigkeit wie Blumenpflücken, leichter Gartenarbeit oder joggen. Welche Tätigkeit es ist, ist eine Typfrage. Darüber hinaus könnte sein, dass schon alleine die Verhaltensänderung hin zu einem täglichen Naturspaziergang auch tieferes seelisches Leid verbessern kann.

Wo Selbsthilfe nicht ausreicht setzen Beratung und Therapie an

Verhaltensänderungen sind für den Einzelnen in Eigenregie oft nicht so einfach zu erreichen – wer kennt das nicht? Gerade in Zeiten seelischer Krisen oder im Rahmen psychischer Erkrankungen fehlt häufig die Kraft dazu. Dann bedarf die Etablierung einer Verhaltensänderung – z.B. hin zu einer regelmäßigen Tätigkeit in der Natur- vielleicht beraterischer oder therapeutischer Unterstützung. Psychische Störungen bedürfen darüber hinaus oft eines Blumenstraußes verschiedener Methoden um Heilung zu erreichen. Naturtherapie als ergänzende Methode zu bewährten therapeutischen Konzepten – das macht die integrative Naturtherapie aus.

Integrative Naturtherapie bietet eine Alternative zu frontalem Gespräch und Nabelschau

Manchmal fällt es Menschen schwer direkt und frontal mit einem Gegenüber über das zu reden was Innen vorgeht. Das geht manchmal leichter während wir gemeinsam etwas anderes tun und einander nicht die ganze Zeit anschauen. Das ist insbesondere dann hilfreich, wenn die begleitende Tätigkeit das Innere Erleben stützt oder wiederspiegelt. Kreative Therapiemethoden und Naturtherapien bieten diese Möglichkeit. Lesen Sie hier mehr: Integrative Gartentherapie

Naturtherapien haben ein besonders hohes Potential nach Therapie- Ende fortzuwirken

Eine Herausforderung sämtlicher Psychotherapeutischer Richtungen ist übrigens die Nachhaltigkeit einer Therapie. Das in der Therapie Erlernte muss Einzug halten in den Alltag um dauerhaft zu wirken. Das hat neben einer vertrauensvollen Therapeut-Klienten Beziehung den größten Effekt auf den Therapieerfolg. Die Naturtherapien haben dabei ein besonders hohes Potential in den Alltag integriert zu werden. Wer damit beginnt, eine in der Therapie als wohltuend erlebte Gartentätigkeit regelmäßig nachzugehen oder sich am Ende einer tiergestützten Therapie ein Haustier gönnt, lässt die Therapie bereits während länger werdender Sitzungsintervalle und auch nach Ende der Begleitung durch den Therapeuten fortwirken.

Naturtherapien wirken ganzheitlich – nicht nur über die Psyche

Naturnähe kann sich positiv auf bestimmte Körperfunktionen wie zum Beispiel den Blutdruck auswirken. Die Lichtintensität im Freien ist höher und das Licht hat eine andere Qualität als in geschlossenen Räumen. Das wirkt sich besonders bei depressiven Verstimmungen oft positiv aus. Naturtherapien wie Gartentherapie oder tiergestützte Therapie mit Hunden oder Pferden bergen außerdem eine Fülle an Möglichkeiten auch auf die soziale Komponente leichter und auch komplexer seelischer Störungen zu einzuwirken. Sei es bei der gemeinsamen Gartenarbeit, beim Austausch über Gärtnerwissen am Gartenzaun oder beim Gespräch mit anderen Hundebesitzern beim Spaziergang.

Wirkt Naturtherapie auch bei Menschen, die keinen Zugang zur Natur haben?

Die meisten Menschen haben auf irgendeine Art Zugang zur Natur. Wir sind schlussendlich alle gleichermaßen „für die Natur gemacht“. Die Entfremdung von der Natur kann aber in Einzelfällen so groß sein, dass dieser Zugang verschüttet ist. Wer diesen Zugang wiederfindet, kann dann oft besonders stark von der Therapie profitieren und findet oft so auch einen besseren Zugang zu sich selbst, seiner Gefühlswelt und zum eigenen Körpergefühl. Wir dürfen nicht vergessen, dass unser Körper genau das ist: Natur.

Naturtherapie hat außerdem ein großes Spektrum an Anwendungsmöglichkeiten, wer sich vor Erde ekelt kann vielleicht trotzdem Achtsamkeitsübungen im Wald genießen, wer die Arbeit im Garten verabscheut findet aber vielleicht dennoch Gefallen an Blumen. Zu naturtherapeutischen Verfahren zählen auch imaginative Methoden wie Phantasiereisen, die Arbeit mit Bildern oder Texten  – man kann sich also durchaus an Naturerfahrung „herantasten“.

Am Ende entscheiden immer Sie. Wenn Sie nicht mit naturtherapeutischen Methoden arbeiten möchten, stehen uns im Rahmen der Integrativen Therapie eine Fülle an anderen Methoden zur Verfügung.

Sie können ganz leicht ausprobieren ob Natur Ihnen gut tut:

Gehen Sie einfach raus. Jetzt sofort. Wenn es kalt ist oder nass, kleiden Sie sich entsprechend. Nehmen Sie den direktesten Weg in die Natur. Das kann auch Ihr Garten oder ein Park sein. Vielleicht haben Sie auch einen Wald in der Nähe. Je natürlicher und urwüchsiger die Umgebung, desto stärker wird der Effekt sein, den Sie erleben. Gehen Sie eine Weile durch die Natur. Atmen Sie die Luft tief ein. Vielleicht können Sie die Luft riechen und schmecken. Vielleicht bleiben Sie stehen und schließen Sie die Augen. Was hören Sie? Vielleicht berühren Sie einen Baumstamm, Gras oder ein Blatt. Gehen Sie solange durch die Natur wie Sie möchten und Zeit haben. Dann gehen Sie einfach wieder nach Hause.

Kinder und Natur

Sind Sie als Kind mit beiden Beinen in eine Pfütze gesprungen? Haben Sie Regenwürmer und Schnecken beobachtet? Gänseblümchen gepflückt? Einen Marienkäfer gerettet? Mal so richtig in Sand und Erde gespielt? Haben Sie Ziegen gefüttert? Selbstverständlich ist es leider nicht, dass Kinder mit Natur in Kontakt kommen.

Natur-Defizit-Syndrom

Vielleicht kennen sie dieses Phänomen, wenn ein sonst ausgeglichenes Kind am zweiten Regentag des Wochenendes zur Nervensäge mutiert und kaum wiederzuerkennen ist. „Das Kind muss mal raus“ sagt die Oma dann vielleicht. Und nach einer Weile draußen ist dann auch tatsächlich die Welt wieder in Ordnung. Das schlimme dabei ist, wenn Kindern diese Erfahrung vorenthalten wird, wollen Sie auch irgendwann gar nicht mehr raus. „Nature deficit disorder“ oder besser das Natur-Defizit-Syndrom wird mit Wahrnehmungs- und Aufmerksamkeitsstörungen, Überaktivität und Gewaltbereitschaft in Verbindung gebracht.

AD(H)S und Naturgestützte Therapie

Naturgestützte Therapie mit Kindern- da denken die meisten an fast unbezahlbare Delphintherapie mit Kindern mit Kanner oder Asperger-Authismus (Authismus-Spektrum-Störung). Heute gibt es eine ganze Reihe wissenschaftlicher Studien, in denen die Wirkung weitaus weniger spektakulärer Naturerfahrung auf Kinder und Jugendliche untersucht wird. Ergebnisse, die berichten, wie sich zum Beispiel in einer Schulklasse, die nicht nur von einer Lehrerin sondern zusätzlich von zwei Hunden „betreut“ wird Leistung und Sozialverhalten verhaltensauffälliger Kinder sowie der Klassenzusammenhalt verbessern machen mich froh. Es gibt Hinweise, dass eine AD(H)S Symptomatik sich verbessert, wenn diese Kinder viel draußen sind. Der Effekt ist stärker, je natürlicher die Umgebung dabei ist. Nicht alle dieser Studien halten den Anforderungen an eine Evidenz-basierte-Medizin stand. Aber hoffen lässt das dennoch. Und was könnte falsch daran sein, mit unseren Kindern einfach noch häufiger raus zu gehen?

Gartentag im Kindergarten

Alle 14 Tage machen wir im Kindergarten meines Sohnes Gartentag. Wir, das sind 9 Nachmittagskinder eine engagierte Erzieherin und ich. Gemeinsam haben wir ein Hochbeet bepflanzt, Kartoffeln gesteckt, Kräutersträuße gebunden, an frischer Erde gerochen und Brennessel gesucht, zu Pesto verarbeitet und später zuhause gegessen.

Nicht alle Kinder wollten bei den ersten Gartentagen mit den Händen die „dreckige“ Erde anfassen, es gab Tränen, weil ein paar hübsche rosa Schuhe beschmutzt wurden (wir konnten sie zum Glück wieder reinigen) und ein paar Jungs wollten lieber Bagger fahren. Das alles gehört dazu.

Als ich im Sommer mit meinen Sachen zum Kindergarten kam, jubelte meine Gartengruppe schon „Heute ist Gartentag!!“, als die ersten Feldsalat Pflänzchen zu sehen waren (ganz dicht gesäht) haben die Kinder liebevoll den zarten Pflanzenteppich gestreichelt. Und an dem Tag, an dem wir die Kartoffeln geerntet haben drängten sich ausnahmslos alle ums Beet. Bis zu den Ellbogen in der leichten Erde versuchte jeder die dickste und größte Kartoffel zu finden.

9 Gartenkinder. 9 gückliche Gesichter.

Als nächstes kochen wir zusammen eine Gemüsesuppe – nur aus eigenem Gemüse. Und die Eltern dürfen versuchen. Und jeder erhält ein Gartendiplom. Und nächstes Jahr? Finn will nächstes Jahr auch dabei sein, genauso wie Max, Hanna, Jule.. Wir brauchen mehr Schaufeln!