Kinder und Natur

Sind Sie als Kind mit beiden Beinen in eine Pfütze gesprungen? Haben Sie Regenwürmer und Schnecken beobachtet? Gänseblümchen gepflückt? Einen Marienkäfer gerettet? Mal so richtig in Sand und Erde gespielt? Haben Sie Ziegen gefüttert?
Selbstverständlich ist es leider nicht, dass Kinder mit Natur in Kontakt kommen.

Natur-Defizit-Syndrom

Vielleicht kennen sie dieses Phänomen, wenn ein sonst ausgeglichenes Kind am zweiten Regentag des Wochenendes zur Nervensäge mutiert und kaum wiederzuerkennen ist. „Das Kind muss mal raus“ sagt die Oma dann vielleicht. Und nach einer Weile draußen ist dann auch tatsächlich die Welt wieder in Ordnung. Das Schlimme dabei ist, wenn Kindern diese Erfahrung vorenthalten wird, wollen Sie auch irgendwann gar nicht mehr raus. „Nature deficit disorder“ oder besser das Natur-Defizit-Syndrom wird mit Wahrnehmungs- und Aufmerksamkeitsstörungen, Überaktivität und Gewaltbereitschaft in Verbindung gebracht.

AD(H)S und Naturgestützte Therapie

Naturgestützte Therapie mit Kindern- da denken die meisten an fast unbezahlbare Delphintherapie mit Kindern mit Kanner oder Asperger-Authismus (Authismus-Spektrum-Störung). Heute gibt es eine ganze Reihe wissenschaftlicher Studien, in denen die Wirkung weitaus weniger spektakulärer Naturerfahrung auf Kinder und Jugendliche untersucht wird. Ergebnisse, die berichten, wie sich zum Beispiel in einer Schulklasse, die nicht nur von einer Lehrerin sondern zusätzlich von zwei Hunden „betreut“ wird Leistung und Sozialverhalten verhaltensauffälliger Kinder sowie der Klassenzusammenhalt verbessern machen mich froh. Es gibt Hinweise, dass eine AD(H)S Symptomatik sich verbessert, wenn die Kinder viel draußen sind. Der Effekt ist dabei stärker, je natürlicher (ursprünglicher) die Umgebung ist. Nicht alle dieser Studien halten den Anforderungen an eine Evidenz-basierte-Medizin stand. Aber hoffen lässt das dennoch. Und was könnte falsch daran sein, mit unseren Kindern einfach noch häufiger raus zu gehen?

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Gartentag im Kindergarten

Alle 14 Tage machen wir im Kindergarten meines Sohnes Gartentag. Wir, das sind 9 Nachmittagskinder eine engagierte Erzieherin und ich. Gemeinsam haben wir ein Hochbeet bepflanzt, Kartoffeln gesteckt, Kräutersträuße gebunden, an frischer Erde gerochen und Brennessel gesucht, zu Pesto verarbeitet und später zuhause gegessen.

Nicht alle Kinder wollten bei den ersten Gartentagen mit den Händen die „dreckige“ Erde anfassen, es gab Tränen, weil ein paar hübsche rosa Schuhe beschmutzt wurden (wir konnten sie zum Glück wieder reinigen) und ein paar Jungs wollten lieber Bagger fahren. Das alles gehört dazu.

Als ich im Sommer mit meinen Sachen zum Kindergarten kam, jubelte meine Gartengruppe schon „Heute ist Gartentag!!“, als die ersten Feldsalat Pflänzchen zu sehen waren (ganz dicht gesät) haben die Kinder liebevoll den zarten Pflanzenteppich gestreichelt. Und an dem Tag, an dem wir die Kartoffeln geerntet haben drängten sich ausnahmslos alle ums Beet. Bis zu den Ellbogen in der leichten Erde versuchte jeder die dickste und größte Kartoffel zu finden.

9 Gartenkinder. 9 glückliche Gesichter.

Als nächstes kochen wir zusammen eine Gemüsesuppe – nur aus eigenem Gemüse. Und die Eltern dürfen versuchen. Und jeder erhält ein Gartendiplom. Und nächstes Jahr? Finn will nächstes Jahr auch dabei sein, genauso wie Max, Hanna, Jule..

Wir brauchen mehr Schaufeln!

Sie würden gerne mehr erfahren zu unserem Gartenprojekt im Kindergarten? Oder Sie haben ähnliche Erfahrungen gemacht? Schreiben Sie uns.